Leipziger Initiative: Verhindern wir einen Völkermord in der Ukraine!
Es gibt in Deutschland zahlreiche Gruppierungen, die sich seit Jahren unter der Parole „Nie wieder Faschismus!“ sammeln. Leider fügen sie selten oder nie die zweite hinzu, die brandaktuell ist: „Nie wieder Stalinismus!“ Es ist nicht nur so, dass es im großen russischen Reich kein einziges staatliches Memorial gibt, das an die Millionen Opfer des Stalinismus erinnert. Vielmehr scheint Putin umgekehrt einen stalinistischen Kapitalismus anzustreben. Auf der einen Seite verhilft dieser einigen Oligarchen zu märchenhaftem Reichtum. Auf der anderen Seite werden aus dem Arsenal der Terrormethoden seines väterlichen Vorbilds etliche herausgepickt und reaktiviert, vornehmlich in den besetzten Gebieten: Durch Folter werden Informationen erpresst, anschließend werden die Gequälten ermordet und in Massengräbern verscharrt; Kinder werden ihren Eltern entrissen; Menschen werden umgesiedelt. Gerade erleben wir, wie Putin beginnt, ein Volk durch Entzug der Lebensgrundlagen in den Tod zu treiben. Zum zweiten Mal innerhalb von 100 Jahren versucht Russland, die Ukraine zu zerstören. War es zu Zeiten des Holodomor der Hunger, den Stalin dafür einsetzte, so nutzt er diesmal die Winterkälte. Waren es früher unter anderem die Krimtataren, die in Züge gepfercht wurden, die sie in den asiatischen Teil des Sowjetreiches verfrachteten – beinahe die Hälfte davon starb innerhalb von drei Jahren – so sind es heute Ukrainer aus dem Donbass oder anderen besetzten Zonen. Waren es früher die Tschekisten oder Putins Vorgänger beim KGB, die die Menschen durch Folter zerstört haben, so sind es heute Spezialabteilungen des FSB – des Geheimdienstes der Russischen Föderation –, die das blutige Geschäft erledigen.
Haben wir bisher in der Hauptsache einen Eroberungskrieg gesehen, so wandelt sich dieser immer deutlicher in einen Vernichtungskrieg. Überdeutlich wird das, wenn man registriert, dass Putin inzwischen über 1000 Anlagen des ukrainischen Elektrizitätsnetzes angegriffen hat. Weltweit erschrecken immer mehr Menschen über diese Entwicklung. Papst Franziskus sprach kürzlich davon, dass sich die „Vernichtungsaktion“ der Nazis, der seit Beginn des Zweiten Weltkrieges Millionen Juden, Sinti und Roma zum Opfer fielen, jetzt in der Ukraine wiederhole.
Was bedeutet die Zerstörung der Infrastruktur für die Ukrainer ganz konkret?
Erst friert man tagelang, früher oder später stellen sich bei immer mehr Menschen Erkältungskrankheiten ein. Wenn die in Lungenentzündungen übergehen, wird es kritisch. Sind nicht einmal für solche Patienten beheizte Räume da, in denen sie ihre Krankheiten auskurieren können, dann nimmt die Letalität schnell zu. Uns reichen die Bilder, die zeigen, wie Ukrainer in Zelten (!), die als „Wärmeräume“ ausgewiesen werden, angezogen sind: auch in diesen Temperaturoasen haben sie dicke Mäntel an, Mützen auf dem Kopf, einen Schal um den Hals. Wie kalt ist es dann erst in ihren Wohnungen? In den Tagesthemen war kürzlich von zwei Grad die Rede. – Ohne Strom ist es aufwendig, eine warme Mahlzeit, einen Tee zu kochen. Vielen wird dies tagelang nicht oder nur noch selten gelingen. – Wenn der Winter kalt wird, frieren früher oder später immer öfter die Leitungen in den ungeheizten Häusern ein, wenn man nicht rechtzeitig das Wasser aus dem Heizungssystem ablässt. Dann wird es schwierig, an sauberes Wasser zu kommen. Zu den Erkältungskrankheiten kommen Magen-Darminfektionen hinzu. – Eine industrielle Fertigung ohne Elektrizität gibt es nicht. Das heißt, dass die Produktion von Gütern allmählich zum Erliegen kommt und damit auch die Einkommensquelle der Beschäftigten versiegt. Und im Handwerk sieht es nicht viel besser aus. Ohne Lohn wird es schwierig, an Lebensmittel ranzukommen. Schreckliche Erinnerungen werden wach. Wir könnten die Liste lange fortsetzen. Was machen alte Leute, die in einem der oberen Stockwerke eines Hochhauses wohnen, wenn der Aufzug nur für kurze Zeiträume fährt und bei Stromausfall stecken bleibt? Wie fühlen sich Ärzte und Schwestern einer Frühchenstation, wenn sie bangen müssen, dass die Notstromgeneratoren zur Beheizung der Bettchen nicht mehr durchhalten? Wie sollen Bäcker Brot ausbacken, wenn es nur noch zwei Stunden am Tag Strom gibt?
Voll Bewunderung sieht die Welt zu, wie sich die Armee der Ukraine gegen die Supermacht Russland erfolgreich zur Wehr setzt. Kaum jemand hätte ihr das anfangs zugetraut. Klar ist aber auch: Wenn die Verbündeten der Ukraine nicht leistungsfähige Abwehrwaffen geliefert hätten, dann wäre das Stromnetz vermutlich schon längst zusammengebrochen. Gott sei Dank haben unsere Politiker ihre anfänglichen Bedenken überwunden und liefern nun. Aber in manchen Kreisen kursieren immer noch taktische Überlegungen, welche Abwehrwaffen man lieber nicht an die Ukraine liefern sollte, um den Konflikt nicht „anzuheizen“, denn Putin ist sehr verärgert, wenn das Land richtig gute Abwehrtechnik erhält. Schließlich sind Marschflugkörper ziemlich teuer und sie lassen sich bekanntlich nur einmal nutzen. Ein verständlicher Ärger: Gelingt es der ukrainischen Abwehr doch heute schon, sieben von acht Raketen zu zerstören, bevor die ihr Ziel erreichen.
Allen, die Verständnis für Putins Warnungen vor der Lieferung von guter Abwehrtechnik haben, möchten wir sagen: Ihr spielt Euch als Friedensfreunde auf – und nehmt billigend in Kauf, dass vor unseren Augen der Versuch unternommen wird, ein Volk durch Kälte zu dezimieren. Was habt Ihr eigentlich gemeint, wenn Ihr so oft gefordert habt, „den Anfängen zu wehren“? Gerade fängt doch mal wieder einer an, ein Volk zu vernichten – wie Hitler, wie Stalin.
Nicht nur die Ukrainer, sondern viele Menschen auf der ganzen Welt leiden inzwischen unter den Folgen des Krieges. Deshalb hört man immer wieder die Forderung nach einem Waffenstillstand. Aber was geschähe dann in der Ukraine? Nicht nur in einzelnen, sondern in vielen Städten, aus denen die russische Armee vertrieben wurde, fand man Folterkeller. Putin lässt foltern. Was berechtigt zu der Hoffnung, dass er damit aufhören würde?
Viele unserer Politiker bekunden zu jeder passenden Gelegenheit ihre Abscheu vor dem Faschismus und jeder Form von Völkermord. Wir nehmen solche Bekundungen ernst.
Wir begrüßen es ausdrücklich, dass unsere Regierung der ukrainischen Armee immer mehr Abwehrwaffen liefert und sie mit wintertauglicher Kleidung ausstattet. Wir ermutigen sie ausdrücklich, ihr so schnell wie möglich noch besseres Gerät zu verschaffen, das die anfliegenden Raketen vom Himmel holt.
In der Tat: Nie wieder Faschismus. Und nie wieder Stalinismus. Und deshalb sollten alle anständigen Menschen der Ukraine helfen, diese ungeheuerliche Vernichtungsaktion zu vereiteln, um den Begriff von Papst Franziskus aufzugreifen.
Können wir uns ein Weihnachtsfest vorstellen, wie es viele Ukrainer zu erwarten haben, wenn es nicht gelingt, die Raketen abzufangen, die Putin schon lange nicht mehr primär auf militärische Einrichtungen, sondern gezielt auf die Infrastruktur des Landes abfeuern lässt? Frierend, ohne warmes Festessen, ohne Arbeit? Und die Kerzen, die brennen, wurden nicht wegen der festlichen Atmosphäre entzündet, sondern weil es sonst schlicht dunkel wäre. Ehemänner und Väter, deren Frauen und Kinder inzwischen im Exil leben, werden mit gemischten Gefühlen am 6. Januar (dem orthodoxen Festtag) in ihrer Wohnung sitzen. Fühlt sich das nicht sehr falsch an, dass die Familien daran gehindert werden, gemeinsam zu feiern?
Nur zuzusehen, wie Putin seinen Völkermord vorantreibt, ist unerträglich. Dagegen hilft nur, aktiv zu werden. Wir wollen nicht nur große Worte schwingen. Waffen können wir als Zivilisten nicht in die Ukraine schicken. Aber wir können den frierenden Menschen helfen, die Putin dem Kältetod ausliefern will. Politik und Zivilgesellschaft können gemeinsam daran arbeiten, dass die immer wieder neu zerstörten Versorgungseinrichtungen immer wieder neu aufgebaut werden. Oder dass Notstromaggregate, Decken, Lebensmittel verteilt werden, um das Leben weiter zu gewährleisten.
Um das Elend, das Putin über das ukrainische Volk bringt, zu mindern, bitten wir Sie um Geldspenden, mit denen den unschuldigen Menschen zwischen Lwiw und Charkiw geholfen werden soll, über diesen Kriegswinter zu kommen! Und, da der Winter ja bereits da ist: Tun Sie das bitte bald, wir schlagen vor: möglichst bis zum 6. Januar, dem orthodoxen Weihnachtsfest.
Initiatoren: Uwe Schwabe und Gottfried Böhme für das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.
Personen bzw. Organisationen, die den Aufruf unterstützen:
Reinhard Bohse für den Euro Maidan Leipzig e.V.
Joerg Drescher, Leiter der Geschäfts- und Koordinierungsstelle Ukraine des Deutsch-Ukrainischen Forum e.V.
Ukrainehilfe Königstein
Ukrainefreunde Gotha e.V.
Spendenkonten:
Ukrainefreunde Gotha e.V.
Kreissparkasse Gotha
IBAN DE 19 8205 2020 0735 0015 53
Stichwort: Ukrainehilfe
Ukrainehilfe Königstein
Frankfurter Volksbank
IBAN: DE20 5019 0000 6800 2178 47
Stichwort: humanitäre Winterhilfe
Wer eine Spendenquittung möchte, sollte seine Adresse in die Spalte Verwendungszweck schreiben.
Geben Sie diesen Spendenaufruf bitte weiter, als Papier oder elektronisch
– möglichst Menschen, die Sie persönlich kennen und in immer neue Kreise
Warum die Initiatoren gerade diese beiden Spendensammlungen empfehlen, begründen sie im Anhang.
ANHANG:
Liebe potentielle Spender, hier wollen wir begründen, warum wir empfehlen, gerade diesen zwei Organisationen Geld zu spenden. Wir haben uns nur Organisationen angesehen, die uns durch persönliche Kontakte bekannt sind. Aber sicherlich gibt es auch andere durchdachte Initiativen – suchen Sie dann selber.
Und das waren die KRITERIEN:
– Ist die geplante Hilfe für die Ukraine sinnvoll zusammengesetzt? Es ist klar: es soll darum gehen, Menschen durch den Winter zu bringen. Also geht es um Generatoren, Winterkleidung, Nahrungsmittel, evtl. Geräte zum provisorischen Wiederaufbau zerstörter Häuser.
– Wer verteilt vor Ort? Von staatlichen Verteilern wird eher abgeraten: zu viel scheint da nach Meinung von unterschiedlichen Beobachtern abgezweigt zu werden. Gut sind z.B. christliche Verteiler, mit denen man möglichst schon gute Erfahrungen gemacht hat.
– Wird nur hier eingekauft oder auch in der Ukraine? Das ist deshalb wichtig, weil es ja nebenbei auch darum geht, die ukrainische Wirtschaft zu stützen. Außerdem muss, was vor Ort eingekauft wird, nicht so teuer transportiert und evtl. sogar verzollt werden. Dass jedoch Sachspenden von hier aus transportiert werden, versteht sich.
– Kann sich der potentielle Spender über die Organisation im Internet gut informieren?
– Kann man die Spenden steuerlich geltend machen?
Wir haben die folgenden beiden Initiativen unter diesen Gesichtspunkten als besonders geeignet eingeschätzt:
1. Ukrainefreunde Gotha e.V. http://www.ukrainefreunde-gotha.de
Verteilt wird über eine zuverlässige Baptistengemeinde, zu denen sie schon viele Jahre Kontakt haben. Herr Wohlfarth (Vorsitzender) berichtet, dass der Verein immer stärker auch erst in der Ukraine direkt Geld investiert. Die aktuelle Tätigkeit wird durch den Jahresbericht nachvollziehbar, der ab diesem Wochenende auf der homepage steht.
Über deren facebookaccount kann man sich besonders aktuell über die Hilfsinitiative informieren.
gemeinnütziger Verein:
Vereinsregister Gotha VR 120
Steuernr: 156 / 142 / 07121
Vorsitzender: Dietrich Wohlfarth
2. Ukrainehilfe Königstein http://www.ukrainehilfe-koenigstein.de/
via Ev. Pfarramt Königstein im Taunus
Katharina Stoodt-Neuschäfer, Pfarrerin, schreibt: (…) Der Schwerpunkt liegt seit einigen Monaten auf den Transporten in die Ukraine. Hier konnten wir mehrere Transporte mitfinanzieren, haben jetzt einen eigenen Transporter und ehrenamtlichen Fahrer, der bereits mehrfach wertvolle Hilfsgüter (u. a. viele kleine Stromgeneratoren, aber auch Medikamente, Winterkleidung) in die Ukraine gebracht hat und werden das auch weiter tun, weil das derzeit vorrangig ist. Im Sommer gab es bereits den Kauf von mobile Solarpaneelen für Krankenstationen. Das sind nur Beispiele. Wir arbeiten eng mit dem Deutsch-Ukrainischen Forum in Kyjiw zusammen.
Die Aktivisten der Ukrainehilfe Königstein freuen sich über alle, die im Sinne einer wirksamen Winterhilfe für die tatkräftig mitwirken, wo und wie auch immer. Wer uns unterstützt, unterstützt Menschen, die jetzt in Kyjiw, Ternopil oder auch Cherson überleben sollen.
Spenden, die auf das Spendenkonto der Ukrainehilfe Königstein eingehen, werden von mir als der Vorsitzenden des Kirchenvorstands der Ev. Immanuel-Gemeinde steuerabzugsfähig quittiert. Wir haben Ende Februar dieses Jahres diesen Weg gewählt, um nicht extra einen Verein gründen zu müssen.
www.evangelische-kirche-koenigstein.de
ev.pfarramt.koenigstein@t-online.de