PSYCHOLOGISCHE HILFE
Als im Februar 2014 auf dem Europa-Maidan in Kiew von den Sicherheitskräften des Janukowych-Regimes auf Demonstranten geschossen wurde, was am 18./19.2. über 100 Todesopfer kostete, kam es nicht nur zur medizinischen Versorgung von Verletzten, sondern es gründete sich spontan ein Netzwerk auf dem Maidan anwesender Psychologen, die psychologische Unterstützung für Verletzte, Angehörige von Getöteten und traumatisierte Beobachter anboten. Bei einem Besuch der Bürgerrechtler Gesine Oltmanns und Uwe Schwabe mit einer Delegation der Partnerstadt Leipzig, wurden diese von den Psycholog*innen um Unterstützung angesprochen. Nachdem Prof. Dr. Beate Mitzscherlich im April 2014 gemeinsam mit den ukrainischen Psychologen erarbeitet hatte, was zur Unterstützung gebraucht wurde, gelang es mit Hilfe von Sabine Erdmann-Kutnevic, der Osteuropa-Beauftragten von Brot für die Welt, eine Anschubfinanzierung für traumatherapeutische Fortbildung und die Etablierung eines Netzes von von Beratungsstellen, die sich zunehmend auch auf Flüchtlinge und traumatisierte Menschen aus der Ost-Ukraine konzentrierten, zu finden, die – aufgrund des fortdauernden Krieges in der Ost-Ukraine aufrechterhalten wurde.
Mit Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine am 24.2.2022 und einem massiven Zustrom von ukrainischen Flüchtlingen – zumeist Frauen und Kinder – nach Leipzig entstand schnell die Idee, ein ähnliches Angebot für ukrainische Geflüchtete in Leipzig aufzubauen. Rund um die Koordinatorin Svitlana Tshernykh bildete sich eine Gruppe ukrainischer Psychotherapeutinnen, die ab Mai regelmäßig offene Beratungs- und Gesprächsangebote in den Räumen der Stadt Leipzig – zunächst im Stadtbüro/Ukraine-Engagement-Zentrum, später im Gesundheitsamt anboten. Da sich schnell zeigte, dass es viele Frauen und auch Kinder gibt, die doch massiver belastet durch die Flucht, die Trennung von Vätern, Partnern und anderen Angehörigen, das Erleben von Bombardierungen und den Verlust des Zuhauses sind, entwickelten sich sehr bald auch Angebote in zwei geschlossenen Gruppen, einmal für Erwachsene einmal für Jugendliche (12-18) und Angebote für Einzelberatung, die in den Räumen der Nikolaikirchgemeinde und einer gestalttherapeutischen Praxis stattfinden. Die Therapeutinnen, die bisher auf ehrenamtlicher Basis gearbeitet haben (Spendenmittel vom Europa-Maidan Leipzig e.V.), sind seit August mit einem Minijob am Mosaik e.V., einem Verein der die psychosoziale Unterstützung von Geflüchteten in Leipzig koordiniert angestellt. Sie haben inzwischen ca. 50 Ukrainerinnen psychologisch begleitet, manche nur kurzfristig als Krisenintervention, manche aber jetzt schon über 4 Monate.